Pastor Gerhard Ullrich waren aus 22-jähriger Tätigkeit in Bad Oeynhausen und in Eidinghausen sowohl die Situation einer weiten Diaspora als auch die Mühen eines Kirchbaus vertraut. In Freudenberg fand er das Gemeindezentrum, in der Mitte die Kirche (inzwischen schon vieler Reparaturen bedürftig) und den unvollendeten Erweiterungsbau der Werktagskapelle, der im ersten Jahr seiner Amtszeit fertiggestellt wurde.Und es erwartete ihn eine über 14 Ortschaften verstreut lebende Gemeinde, die in den vergangenen Jahren durch Neuzuzüge - insbesondere in den Außenbezirken - auf 2.585 Gemeindemitglieder gewachsen war. Die drei südlichen Ortsteile Dirlenbach, Oberfischbach und Niederndorf waren zu dieser Zeit seelsorglich an Niederfischbach abgetreten worden, da viele Katholiken in diesen drei Dörfern von dort kamen und sich auch nach wie vor dort hingezogen fühlten. Einige Jahre arbeiteten sie dort auch mit (so z.B. auch im PGR u.a.), auf Dauer ging das Ganze aber nicht gut, und so wurden dann aus den 14 Ortschaften wieder 17 Ortsteile (wenn man Stöcken, das offiziell zu Plittershagen zählt, und Alte Heide, das offiziell zu Freudenberg gehört, als eigene Ortsteile zählt, sind es sogar 19 an der Zahl). Das Bewusstsein, zur Freudenberger St. Marien-Gemeinde zu gehören, war aber auf den Dörfern weitgehend nicht mehr vorhanden bzw. oft gar nicht gewachsen. So sah Herr Pastor Ullrich eine drängende seelsorgerische Aufgabe darin, eine engere Beziehung zu den Außenbezirken zu schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat wurden die Gemeindemitglieder zu Zusammenkünften in ihren Orten eingeladen.In offenem Gespräch wurden verständliche Gründe für das mangelnde Zugehörigkeitsgefühl deutlich: weite Entfernung, schlechte Verkehrsverbindungen, Orientierung zu den Nachbar- oder Herkunftsgemeinden. Möglichkeiten, die mehr Verbindung schaffen, wurden gesucht: Gemeindebrief, häufigere Gottesdienste, Wiederholung der Zusammenkünfte. In fast allen Ortschaften erklärten sich Ortsansässige bereit, als Kontaktperson einen entsprechenden Dienst zu übernehmen: Besuchdienst, Verteilung bzw. Aushang der Pfarrbriefe etc.Die seelsorgerische Arbeit Pastor Ullrichs fällt in eine schwierige Zeit des schleichenden Rückgang der Kirchenbesucher, des schwindenden religiösen Lebens in der Familie. Im Jahr 1983 begingen die Mitglieder der KAB das Fest des 100-jährigen Bestehens ihrer Vereinigung. In seinem Grußwort sagte Pastor Ullrich: "Gemäß ihrem Grundsatzprogramm will die KAB als freie Vereinigung kath. Arbeitnehmer Kirche in der Welt der Arbeit und Stimme der Arbeitnehmer in der Kirche sein. Diese Aufgabe hat sie nach ihrem Auftrag in der jeweiligen Kirche am Ort in der Gemeinde zu erfüllen." Das Programm des denkwürdigen Tages brachte ein Festhochamt, ein Frühschoppengespräch, eine Feierstunde im Gemeindehaus mit Ehrungen der Jubilare, ein Referat von Verbandspräses Walter Andermahr und ein gemütliches Beisammensein mit Imbiss und Umtrunk."Im Weihnachtsbrief 1983 musste Pastor Ullrich die Gemeinde über dringend notwendige Reparaturmaßnahmen an der Kirche informieren. Er schrieb schweren Herzens: "Vor genau 20 Jahren wurde der Grundstein zur neuen Kirche gelegt und diese zwei Jahre später vollendet. Inzwischen ist in den letzten Jahren viel gebaut und repariert worden: Ausbau der Werktagskapelle mit eigener Heizung, welche gerade in diesen Tagen noch verbessert wird, Reparaturen am Kirchendach und Abflussrinnen. Jetzt stehen für das kommende Jahr umfangreiche Renovierungsarbeiten an, die sich nicht länger aufschieben lassen. Maurer- und Putzarbeiten an den Außenmauern und Betonsanierung, Anstrich von Betonflächen, die inzwischen unansehnlich geworden sind, Klempnerarbeiten und eine zusätzliche Außenverglasung der gewaltigen Fensterfläche, um die so kostbare Buntverglasung zu schützen und eine bessere Wärmeisolierung zu erzielen, damit endlich das unangenehme Ziehen in der Kirche aufhört.Das Generalvikariat hat diese Maßnahmen genehmigt und einen großmütigen Zuschuss zugesagt. Trotzdem wird natürlich eine größere Summe als Eigenleistung auf uns zukommen, wenn wir auch wie bisher auf weitere Zuschüsse des Bonifatiuswerkes hoffen. Wir rechnen damit, dass wir etwa 20 bis 30.000 Mark aus Kollekten und Spenden werden aufbringen müssen. Ob wir auch diesmal wieder mit ihrer Gebefreudigkeit und Opferbereitschaft werden rechnen dürfen, so wie beim Neubau unserer sehenswerten Kirche? Jedenfalls bitte ich Sie im Namen des Kirchenvorstands, dem diese Sorgen aufgetragen sind, ganz herzlich und auch dringend um Ihre Hilfe. Ich schlage Ihnen vor, dass wir künftig jeweils die Kollekte am ersten Monatssonntag als "Baukollekte für die Kirche" halten. Um Ihr Verständnis bittet Sie Ihr Pfarrer."Das Jahr 1984 brachte der katholischen Kirchengemeinde St. Marien ein historisches Ereignis. Nach 338 Jahren Unterbrechung (seit 1646) konnte am 21. Juni 1984 die 1. Fronleichnamsprozession vom Schlossberg aus, auf dem einst die Katharinenkapelle stand und die hl. Eucharistie gefeiert wurde, durch Freudenbergs Straßen ziehen. Pfarrer Ullrich verließ nach 12 Jahren segensreicher Tätigkeit in Freudenberg die Pfarrei St. Marien im Sommer 1993. Seine neue Wirkungsstätte ist Rüthen mit Wohnsitz in Meiste.Pfarrer Reinhard Lenz (1993 - heute)